Bildung - was läuft schief
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Das Thema „Bildung – was läuft schief?“ lässt bereits erahnen, dass ich eine deutliche Schieflage im Bezug auf die Bildung unserer Kinder und Jugendlichen sehe. Im Teil 1 beschäftige ich mich mit dem „Spaßfaktor“ Schule.

Ich möchte in diesem Beitrag einige Ausschnitte aus dem Buch „Wie man eine Bildungsnation vor die Wand fährt“ von Josef Kraus diskutieren und um meine eigenen Eindrücke ergänzen.

Hedonismus in der Schule

Warum soll in der Schule das höchste ethische Prinzip sein, nach Sinneslust und Genuss zu streben? Muss Schule fortwährend Freude bereiten?

Sie merken bereits an meiner doch recht provokativen Art der Fragestellung, dass ich das ganz anders sehe.

Kraus zählt in seinem ersten Kapitel Dinge auf, die diesem Prinzip entgegenstehen und formuliert dabei in etwa so:

  • Die Förderschule ist doch diskriminierend und gehört abgeschafft.
  • Deutsche Literatur ist viel zu bürgerlich, mal ganz abgesehen davon, dass Gedichte auswendig lernen viel zu stressig und schwierig ist.
  • Noten, Zeugnisse oder gar Sitzenbleiben sind Zeitverschwendung und absolut unnötig.
  • Hausaufgaben erzeugen Stress und müssen abgeschafft werden.
  • Der Frontalunterricht ist ein Relikt des Mittelalters, wer so unterrichtet, ist doch ein ewig Gestriger.
  • Rechtschreibung (noch dazu in Zeiten von automatischer Korrektur oder KI) ist ein Folterinstrument der Herrschenden.

Wer von Ihnen meint, dass die obigen Stichpunkte doch alle richtige Aussagen enthalten, sollte besser nicht weiterlesen. Es könnte hart werden.

Bildung – was läuft schief? – Schwierigkeiten umschiffen

Wie heißt es so schön: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“

Menschen, die nicht bereits im Kindes- und Jugendalter gefordert werden, indem man alle Hürden entfernt, werden die deutlich höheren Hürden im späteren Leben nicht nehmen können.

Leider ist es heute pädagogisches Paradigma, bei Schwierigkeiten eher die Inhalte zu vereinfachen, statt nach Wegen zu suchen, es den Kindern beizubringen.

Das Argument der Überforderung der Kinder ist eher fadenscheinig, wenn Sie sich ansehen, wieviel Zeit die heutige Jugend nutzlos vor Fernseher, Computer, Smartphone usw. verbringt.

Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren verbringen 2022 durchschnittlich 224 min pro Tag im Internet (zum Vergleich: 2012 waren es 131 min und damals schon viel zu viel).

Quelle: https://de.statista.com/themen/2662/mediennutzung-von-jugendlichen/#topicOverview

An Halbtagsschulen (NRW) beträgt die tägliche Hausaufgabenzeit hingegen lediglich zwischen 60 und 75 min (je nach Alter).

Quelle: https://www.schulministerium.nrw/hausaufgaben

Noch Fragen?

Gesamtschule für alle?

Die logische Folge all dieser Entwicklungen ist die stets erneuerte Forderung nach der Gesamtschule für alle. Denn einer der Leitsätze der Menschen, die dies fordern, ist:

„Alle Schüler können gleichermaßen durch individuelle Förderung zum gemeinsamen Ziel gebracht werden. Die Starken ziehen die Schwachen mit.“

Die Realität zeigt, das dies Unsinn ist. Hinzu kommt, dass eine solche Idee die Individualität der Kinder verneint. Nicht jedes Kind ist überall gleich begabt. Nicht alle erreichen das gleiche Bildungsniveau. Das sind Luftschlösser, denen jede wissenschaftliche aber auch vernünftige Basis fehlt.

Bildung – was läuft schief? – Unterricht früher und heute

Apropos Frontalunterricht: Wie sieht die „moderne“ Unterrichtsstunde aus?

Beginnen möchte ich mit einem Stundenthema, so wie ich es aus meiner Schulzeit (1970/80er Jahre) kenne:

„Der Flächeninhalt eines Rechtecks“

Zunächst wurde durch den Lehrer erklärt, dass das Formelzeichen ein A ist, anhand einer Planfigur wurde die Formel A = a * b erläutert. Danach kamen mannigfaltige Berechnungen.

Vorausgegangen sind natürlich Stunden, in denen zunächst klargemacht wurde, was ein Rechteck ist, wo man sie findet, wie man durch Auslegen mit Einheitsquadraten die Größe ermitteln kann usw.

Am Stundenende wusste ich, wie die Formel lautet und konnte sie in zunächst einfachen Berechnungen anwenden.

Wie geht das heute? Ich lasse anhand dessen, was ich bereits häufiger im Zuge der Ausbildung von Lehramtsanwärtern erlebt habe, mal meiner Phantasie freien Lauf.

Die Stunde startet mit einem Video, welches einen Landwirt zeigt, der darüber sinniert, wieviel Mais er auf seinem Acker anbauen kann. Er schreitet sein Feld ab und versucht irgendwie zu ermitteln, wie er an die Informationen kommen könnte.

Anm.: Liebe Landwirte! Das Beispiel dient der Veranschaulichung. Ich weiß, dass das in der Realität ganz anders aussieht und Sie wohl kaum derart dilettantisch vorgehen würden.

Danach wird daraus die Leitfrage der Stunde entwickelt, z. B. „Vermessung von Ackerflächen“ gefolgt von Gruppenarbeitsphasen mit anschließendem Plenum.

Im Stundenentwurf, der beispielsweise dem Fachseminarleiter oder später einer Prüfungskommission vorgelegt wird, ist das Thema der Stunde auf deutlich „wissenschaftlicherem“ Niveau zu formulieren:

„Die Optimierung der Ackerflächen eines Landwirtes bezüglich des Anbaus von Mais anhand der Berechnung des Flächeninhaltes eines Rechtecks“

Ich habe das Beispiel etwas überzogen dargestellt, aber in genau dieser Art und Weise läuft das Ganze ab. Was haben die Kinder am Ende gelernt?

Im Idealfall haben sie die Formel erarbeitet, mehr nicht. Aber es hat Spaß gemacht!

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Von sp

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