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Im Rahmen der Sondierungsgespräche in Sachsen haben sich (Stand 17.10.2024) CDU, SPD und BSW auf ein gemeinsames Papier zur Vorbereitung einer Regierungsbildung geeinigt. Wenn Politiker über Schule sprechen, kommt folgendes heraus.

Den Teil zur Schulpolitik zitiere ich:

Jedes Kind in Sachsen verdient eine Perspektive erfolgreicher Bildung nach seinen Bedürfnissen und Fähigkeiten. Zentrale basale Kompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen wollen wir weiter stärken. Grundlage bildet das gegliederte Schulsystem in Sachsen, in dem auch die Gemeinschaftsschule ihren festen Platz hat. Die Anforderungen an den Zugang zum Gymnasium wollen wir klarer fassen und die Wertschätzung für das Potential der Oberschule erhöhen, damit das Schulsystem unterschiedlichen Begabungen von Heranwachsenden gleiche Erfolgsaussichten einräumt.

Der Lehrkräftemangel ist und bleibt die größte Herausforderung in Sachsens Bildungssystem. Um diese zu lösen, braucht es vielfältige Optionen. Wir denken dabei an verstärkte Maßnahmen im Bereich Lehrerwerbung, Lehrerausbildung und flexiblere Einsatzmöglichkeiten an den Schulen.

Die sächsischen Lehrer dürfen nicht weiter mit zusätzlichen Aufgaben belastet werden. Wir setzen dabei auf Entlastung sowohl im pädagogischen als auch im schulorganisatorischen Bereich. Wirksame Entlastung erfolgt vor allem durch den weiteren Aufbau multiprofessioneller Teams (Schulassistenten, Praxisberater, Schulpsychologen, Schulsozialarbeit).

Den Bereich der frühkindlichen Bildung wollen wir noch besser mit den folgenden Etappen der schulischen Bildung verknüpfen. Dazu prüfen wir unterschiedliche Instrumente wie verbindliche Sprachtests, ein verpflichtendes Vorschuljahr oder weitere Verbesserungen des Betreuungsschlüssels durch die Nutzung der demographischen Rendite.

Weiter beraten werden wir:

  • die Verbesserung der digitalen Ausstattung (sächlich wie pädagogisch; Übereinkunft mit Kommunen zu Wartung und Support durch IT-Manager)
  • den Einsatz und Nutzung von digitalen Endgeräten in der Grundschule
  • über die Ausgestaltung der KITA-Finanzierung und der KITA-Gebühren
  • über die Evaluierung der Lehramtsausbildung in Sachsen und Investitionen in Qualität und Struktur
  • über die Notwendigkeit und die Ausgestaltung eines neuen Lehrkräftebildungsgesetz

Strittig wird gesehen:

  • Einführung von kostenlosem Mittagessen in KITA und Schule
  • Einführung von dreizügigen Gemeinschaftsschulen
https://table.media/wp-content/uploads/2024/10/17183946/Papier-Gespraeche-Sachsen.pdf

Dann nehmen wir das einmal auseinander…

Kompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen wollen wir weiter stärken.

Das bedeutet, dass hier bereits einiges getan wurde. Das müssen die sächsischen Lehrer beurteilen. Der Satz ist ohne konkrete Ideen und Maßnahmen so hohl wie der Kopf mancher Bildungspolitiker. Die folgenden Sätze folgen dem gleichen Prinzip: bla bla…

Übrigens war die Grundidee, dass es entweder ein gegliedertes Schulsystem oder ausschließlich Schulen des gemeinsamen Lernens (hier Gemeinschaftsschulen) gibt. Diese Mischung ist – gelinde gesagt – idiotisch.

[…] Lehrerwerbung, Lehrerausbildung und flexiblere Einsatzmöglichkeiten an den Schulen […]

Vielleicht wäre es besser, zunächst die Ursachen, warum sich junge Menschen nicht als Lehrkräfte ausbilden lassen, zu erforschen. Solange ich für ein schlechtes Produkt Werbung mache, wird niemand auf die Idee kommen, es zu kaufen, es sei denn, man verspricht sich Vorteile davon (ganz böse gesprochen bspw. als Abiturientin mit Ideen zur Familienplanung). Nur dass man damit eben nicht die bestausgebildeten Lehrer findet.
Die Lehrerausbildung muss komplett neu erfunden werden, ein bisschen Herumfeilen bringt gar nichts.
Zum Seiteneinstieg habe ich in diesem Artikel bereits meine Gedanken niedergeschrieben.
Was bedeutet „flexiblere Einsatzmöglichkeiten„? Diese Phrase ist so nichtssagend wie nur irgendetwas.

[…] Aufbau multiprofessioneller Teams […]

Statt die Ursachen zu bekämpfen wird auch hier wieder an den Folgen herumgedoktert. Die grundlegenden Probleme kommen eben nicht daher, dass unsere Kinder nicht mehr in der Lage wären, Schule zu bewältigen, sondern davon, dass die Politik es erfolgreich verhindert, dass Lernen möglich ist, um sich danach hinzustellen und mit ach so tollen Maßnahmen zu glänzen.

[…] verbindliche Sprachtests, ein verpflichtendes Vorschuljahr […]

Oh weh! Wann dürfen die Kinder eigentlich Kinder sein? Einerseits wird fabuliert, dass die Grundschulzeit zu kurz bemessen ist, weil die Kinder mit 10 Jahren noch nicht so weit sind, sich in der weiterführenden Schule zurechtzufinden, andererseits will man sie aber bereits mit 5 Jahren beschulen. Ohne Worte…
Wie wäre es statt dessen mit einer Reform der Grundschule? Aber dazu kommen wir jetzt (teilweise).

[…] Einsatz und Nutzung von digitalen Endgeräten in der Grundschule […]

Das ist zwar ein Beratungsschwerpunkt, aber die Flutung der Grundschulen mit iPads usw. ist leider so weit fortgeschritten, dass mir übel wird. Lesen, Schreiben und Rechnen (s. o.) lernt ein Kind eben nicht am Tablet. „Von der Hand in den Kopf“, also Stift und Heft und dann selbst schreiben sollte das Konzept sein. Das Scheitern der Grundschule hat eben auch mit diesem Digitalisierungswahn zu tun.

Die Lehrpläne der Grundschulen müssen entschlackt und auf das Wesentliche reduziert werden. „Digitale Bildung“ oder Englischunterricht haben hier nichts zu suchen. Die Kinder müssen angeleitet werden, wie man ein Heft führt, wie man eine Handschrift entwickelt oder seinen Arbeitsplatz organisiert.

Ich könnte stundenlang so weitermachen…

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Von sp

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