Werde Lehrer - sei kein Feigling
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Werde Lehrer in NRW, es ist ein schöner Beruf! Sei kein Feigling, stell dich den Herausforderungen – oder lauf weg…

Die Lehrerausbildung im Homeland NRW hat sich an die neuen Verhältnisse angepasst. Fühlt sich ein Schüler in seiner Ehre gekränkt und genötigt, den Lehrkörper zu züchtigen, sollte dieser „Halt – Stopp-Rufe mit einer energischen Körpersprache“ nutzen, um seine Haut zu retten. Ist die Schule keine explizite Messerverbotszone, so „entfernen Sie sich aus der Gefahrenzone. Verlassen Sie das Gesichtsfeld des Angreifers, provozieren Sie nicht und vermeiden Sie jede Eskalation“. Nach geglückter Flucht bitte einen Bericht über den Vorfall (für die Ablage „P“) schreiben!
Übrigens. Das Homeland sucht dringend Lehrer. Wäre das was für Sie?

https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/blackbox/blackbox-kw-16-urbi-et-orbi-palim-palim/

Hier nochmal zum Nachlesen:

Dann schauen wir uns das mal an:

Orientierung hierfür geben das schuleigene Schutzkonzept gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch der Schule sowie der Notfallordner „Hinsehen und Handeln“, der in jeder Schule auch online einsehbar ist.

Aha, online einsehbar…

Drei Beispiele für den Umgang mit Gewalt gegen Lehrer seien exemplarisch genannt:

Machen Sie verbal deutlich, dass Sie diesen Übergriff nicht dulden: Nutzen Sie Halt – Stopp-Rufe mit einer energischen Körpersprache.

Entfernen Sie sich aus der Gefahrenzone: Verlassen Sie das Gesichtsfeld des Angreifers, provozieren Sie nicht und vermeiden Sie jede Eskalation.

Weitere Schutz- und Unterstützungsmaßnahmen für die betroffene Person

  • Klärung von Bedarfen und Vereinbarung möglicher schulischer Unterstützungsmaßnahmen,
  • bei Bedarf vertrauliche Beratung z.B. durch die Schulpsychologie oder einer zu benennenden Fachkraft zur Unterstützung bei der Verarbeitung des Ereignisses und psychosozialen Nachsorge (Kontaktdaten sind dem Schutzkonzept der Schule zu entnehmen),
  • Kontaktvermittlung zu weiteren Beratungs- und Unterstützungsangeboten (z.B. Opferhilfe).

Machen wir uns zunächst klar, wovon wir hier reden:

  • Die Kinder und Jugendlichen in der Schule sind zwischen 6 und 19 Jahre alt. Wie hoch muss nach Auffassung (oder Erfahrung) der Ministerin das Gewaltpotential sein, dass Maßnahmen wie oben (Punkte eins und zwei) genannt werden?
  • Welche Folgen müssen derlei Übergriffe gehabt haben, dass die Liste unter Punkt drei genannt wird?

Die nun folgenden Erläuterungen zu Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen sind vor dem o. g. Hintergrund fast schon ein Witz! Wer solch einen Leitfaden herausgibt, muss auch gleichzeitig darüber nachdenken, ob das Ordnungsrecht in der Form in der Schule überhaupt noch greift. Nach §53 des Schulgesetztes gibt es nämlich nur fünf Ordnungsmaßnahmen:

  • der schriftliche Verweis (also ein Tadel, der als Ordnungsmaßnahme mehr Gewicht bekommt)
  • die Überweisung in die parallele Lerngruppe
  • die Suspendierung für max. 14 Tage
  • die Androhung der Entlassung von der Schule
  • die Entlassung von der Schule

Nun entscheiden Sie selbst, was bei Gewalt gegenüber Lehrern angemessen erscheint.

Noch ein Wort zum zweiten Punkt („Verlassen Sie das Gesichtsfeld des Angreifers, provozieren Sie nicht und vermeiden Sie jede Eskalation.“):

Unsere Aufgabe ist es, Kinder zu bilden und zu erziehen. Es geht keinesfalls, dass wir Situationen einfach verlassen. Das steht natürlich an dieser Stelle im Gegensatz zum berechtigen Selbstschutz. Wie soll es in einer solchen Situation weitergehen? „Halt! Stopp!“ – wie albern! – hat ja nichts gebracht.

In einigen Schulen scheinen mittlerweile Zustände zu herrschen, die einen solchen Leitfaden aus Sicht der Obrigkeit notwendig machen. Nur kann ich persönlich damit nicht viel anfangen.

Wir sind mittlerweile in einer Situation, in der der Beruf des Lehrers so viel an Ansehen eingebüßt hat, dass die natürliche Autorität des Berufs nach und nach verloren geht. Kinder – und vor allem ihre Eltern – haben gefühlt nur noch Rechte, Lehrer dokumentieren sich zu Tode, um jeden Fliegenschiss gerichtsfest zu machen, die Politik interessiert sich für Schule und Bildung nur im Wahlkampf, um danach gar nichts zu ändern.

„Werde Lehrer – sei kein Feigling“ ist damit eine sehr passende Überschrift. *Ironie off* Wer kann es jungen Menschen verübeln, wenn sie vor dem Hintergrund (und das ist nicht das Einzige, was den Lehrerberuf unattraktiv macht) ganz sicher kein Lehrer werden wollen.

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Von sp

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