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Wenn Sie meinen Artikel zu Bildung und Erziehung gelesen haben, dann drängt sich das Problemfeld Bildung und Migration geradezu auf.

Beginnen wir mit einem Video zum Thema:

Hier wird Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) von Sandra Maischberger zum o. g. Thema interviewt.

Und der Elefant im Raum, den musste man ansprechen. Doch man hat ihn einfach als Giraffe beschrieben.

Quelle: Video

Der undifferenzierte Umgang mit den Integrationsproblemen in der Schule ist wenig bis gar nicht hilfreich.

Bildung und Migration – eine Einschätzung

Schauen wir uns das konkret an:
Die reine Angabe des Anteils an Schülern mit Migrationshintergrund ist sicher nicht hilfreich. Die von mir im Artikel genannten 75 % sagen zunächst gar nichts darüber aus, ob die Kinder integriert sind oder nicht. Dennoch soll nicht unerwähnt bleiben, dass in Deutschland ca. 30 % der Einwohner einen Migrationshintergrund haben, damit Sie diese Zahl richtig einordnen können. Der Anteil an einigen Schulen ist deutlich höher. Ein Grund könnte sein, dass Kinder aus Elternhäusern mit Migrationshintergrund eher seltener an Gymansien anzutreffen sind und es somit zu dieser „Schieflage“ kommt.

Nun teile ich grundsätzlich die Aussage, dass Integration gelingen muss. Allerdings waren und sind das in den meisten Fällen nur leere Worthülsen:

  • Wie soll das gehen, wenn neu zugewanderte Kinder vier bis fünf Stunden pro Woche in Kleingruppen in „Deutsch als Zweitsprache“ (DaZ) unterrichtet werden, demgegenüber aber 31 bis 32 Stunden im Regelunterricht sitzen?
  • Wie soll das ein Kollegium schaffen, wenn (in einem überbordend aufwändigen Verfahren) der Schule „Integrationsstellenanteile“ zugewiesen werden, dies aber keine direkten Auswirkungen auf die Zahl von bspw. Integrationshelfern hat. Die Anteile sind bedarfserhöhend und wirken sich erst in der Zukunft aus, wenn uns eine Stelle zugewiesen wird. Das Verfahren ist so kompliziert, darauf möchte ich hier gar nicht weiter eingehen.
  • Was sollen wir tun (und da folge ich Andis Argumentation), wenn weder die Eltern noch die Kinder den unbedingten Willen zur Integration zeigen?

Den letzten Punkt möchte ich noch ergänzen. Wie integrativ ist es, wenn Eltern zu Gesprächen kommen, selbst wenig oder kein Deutsch beherrschen und dann fragen: „Wo ist der Dolmetscher?“? Wie ernst nehmen manche Zugewanderte die Schulpflicht, wenn sie unerlaubt wegen eines religiösen Feiertages einfach der Schule fern bleiben? Bedeutet Integration, dass wir zusätzliche Feiertage einrichten sollen? Was sagen die Katholiken in Thüringen dazu, dass sie Fronleichnam nicht frei bekommen (es sei denn, sie nehmen Urlaub), wohingegen wir in NRW einen Feiertag haben? Mich würde echt interessieren, wie viele Kinder mit „rk“ an diesem Feiertag in Thüringen die Schule nicht besuchen.

Ein weiterer Punkt muss angesprochen werden:

Es ist richtig und notwendig, die Menschen, die in unser Land gekommen sind, zu integrieren. Lassen wir zunächst außen vor, warum sie hier sind. Die Subsummierung aller Zuwanderer unter einem Begriff ist ohnehin viel zu undifferenziert, aber das nur am Rande.
Dann ist es aber auch dringend notwendig, dass beide Seiten sich Mühe geben. Die Möglichkeiten, sich in Deutschland zu integrieren sind da, müssen aber auch aktiv wahrgenommen werden.
An den Schulen sieht das etwas anders aus – es sind schlicht zu viele, um die wir uns kümmern müssen, zumal ein recht großer Teil aus Regionen kommt, wo Bildung kein so hohes Gut ist, wie bei uns.

Bildung und Erziehung im Kontext Migration

Wenn wir über Bildung und Migration sprechen, dann darf das Thema Erziehung nicht fehlen. Es ist in einigen Fällen ein Problem, westliche Erziehungs- und Wertevorstellungen an Kinder zu vermitteln, die völlig anders sozialisiert sind, z. B. hinsichtlich der Rolle der Frau in einer Gesellschaft oder im Umgang mit Konflikten.

Konflikte in der Schule gab es schon immer, genau so wie Kinder, die sich über das erträgliche Maß hinaus schlecht benommen haben. Für Lehrer, die im Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten Schwierigkeiten haben, gilt das in gleicher Weise, die gab es ebenfalls schon immer.

Was ich feststelle, ist, dass die Zahl der Missbilligungen und der Ordnungsmaßnahmen – letztere sind ganz offiziell zählbar, da sie immer über den Tisch des Schulleiters gehen – deutlich gestiegen.

Die Zahl der erlassenen Ordnungsmaßnahmen hat sich seit Mitte der 1990er Jahre deutlich erhöht. Ich erinnere mich an zwei bis drei Veranstaltungen jährlich, heute ist es das vier- bis fünffache.

Da ich keine statistische Untersuchung vorweisen kann, die eventuelle Korrelationen herausarbeitet, stehen die folgenden Aussagen als These im Raum:

Die gemaßregelten Kinder haben – das liegt nun rein statistisch am hohen Migrationsanteil – eher selten deutsche Namen. Gilt für die Schulen das gleiche, was die Kriminalitätsstatistik aussagt, nur eben im deutlich kleineren Rahmen mit einer anderen Art von Vergehen? Wie gesagt, statistisch belegen kann ich es nicht, aber ich beschreibe eine Wahrnehmung, die auch andere Beteiligte an Schule haben.

Fazit

Die obigen Schilderungen sind nicht polemisch gemeint, sonder spiegeln wider, was ich erlebe. Die Kolleginnen und Kollegen stellen sich der Problematik, gelangen aber häufig an ihre Grenzen.

Die Schulen können das Problem unter den derzeitigen Rahmenbedingungen nicht bewältigen. Ohne intensive Sprachkurse (ggf. extern), ohne deutlich mehr Personal wird die Integration scheitern. In vielen Fällen, bei den Kindern, die uns bereits (teilweise vor Erlangung des Abschlusses) verlassen haben, ist sie es bereits.

Auch für die Eltern muss viel mehr Verbindlichkeit geschaffen werden. Es ist eben nicht selbstverständlich , dass sich die Schule um alles kümmert. Es ist aber völlig klar, dass ich Gespräche auf Deutsch führe, aus rechtlichen Gründen in einigen Fällen führen muss. Das muss den Eltern verdeutlicht werden. Es ist grundsätzlich deren Aufgabe, die nötigen Hilfen zu organisieren. Die Angebote gibt es dazu, man muss sich nur kümmern.

Bildung und Migration – ein „weiter so“ darf es nicht geben. Wir benötigen dringend rechtliche und schulpolitische Rahmenbedingungen, die es uns ermöglichen, das zu tun, was unsere Aufgabe ist: Kinder zu bilden und zu erziehen.

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Von sp

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