Bildungschancen
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Die Bildungschancen unserer Kinder sind ein viel diskutiertes Thema, nicht erst seit dem sog. PISA-Schock des Jahres 2000.

Grundlage meiner Betrachtungen ist folgender Artikel der Frankfurter Rundschau vom 27.06.2024:

https://www.fr.de/panorama/vorlesen-lesen-schreiben-wortschatz-eltern-grundschule-schule-entscheidet-ueber-erfolg-kinder-elistungen-zr-93137906.html

Dortiger Artikel wiederum bezieht sich auf Aussagen von Professor Kai Maaz (geschäftsführender Direktor des Leibniz-Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation).

Auch interessant sind die Ausführungen im Artikel zu den sog. Millennial-Eltern (geboren zwischen 1980 und 1995). Ich weiß nicht…

Aber zurück zum Thema:

Kernaussage des Artikels sind die Einflüsse, denen Kinder vom dritten bis zum sechsten Lebensjahr ausgesetzt sind – im positiven wie negativen Sinne. Die Erkenntnis, dass Kinder in der Grundschule Lese-Rechtschreib-Schwächen zeigen, führt dazu, die Frage aufzuwerfen, was in den Vorschuljahren falsch gelaufen sein könnte. Sehr schnell ist den Autoren des Artikels klar, dass es nicht nur eine Korrelation, sondern einen kausalen Zusammenhang zum sozialen Milieu, denen die Kinder entstammen, gibt.

Wie häufig wird Kindern vorgelesen oder mit ihnen gesungen? Hier sehen wir Unterschiede je nach soziokultureller Herkunft der Kinder. Diese Dinge sind jedoch enorm wichtig für die Ausprägung der Vorläuferkompetenzen.

Prof. Kai Maaz

“Vorläuferkompetenzen“ – noch so ein Begriff aus der großen Gruppe der „Kompetenzen“.

Drei Hochrisikogruppen werden benannt:

  • formal gering qualifizierte Eltern
  • erwerbslose Eltern
  • armutsgefährdete Haushalte

Die nun folgenden Schlussfolgerungen sind vorhersehbar:

  • eingeschränkter Zugang zu Kita-Plätzen
  • Notwendigkeit der Einrichtung von Familienzentren

Hamburg ist derzeit nicht in der Lage, den gesetzlichen Anspruch auf einen Kita-Platz bedarfsgerecht zu erfüllen. Kinder ohne Platz haben keinen Zugang zu frühkindlicher Bildung. Gleichzeitig fällt es den Eltern schwerer, Familie und Beruf zu vereinbaren.

Kathrin Bock-Famulla, Expertin für frühkindliche Bildung bei der Bertelsmann Stiftung (https://www.fr.de/panorama/in-hamburg-fehlen-nur-wenige-kita-plaetze-zu-wenig-personal-zr-92699024.html)

Da ist sie ja wieder – die Bertelsmann-Stiftung!

Weiter geht es damit, dass man Bedürfnisse beim Spracherwerb erkennen müsse und – Achtung! – verpflichtende Fördermaßnahmen ergreifen sollte, damit die Bildungschancen gewahrt bleiben.

Was soll ich sagen?

Ich weiß es nicht. Familien „funktionieren“ heute offensichtlich anders. Primär müssen Familie und Beruf vereinbar sein, und zwar für beide Partner. Das kann man nun so oder so sehen. Wenn es aber dazu führt, dass die Erziehung und frühkindliche Bildung der Kinder abgegeben wird, dann halte ich das für fatal.

Etwas widersprüchlich wird es für mich, wenn es gleichzeitig heißt, dass gerade Kinder aus „Hochrisiko“-Haushalten besonders benachteiligt sind. Dann spielen doch ganz andere Gründe eine Rolle, oder?

Vielleicht ist es an der Zeit, sowohl die Familien- wie auch die Schulpolitik neu zu bewerten. Meiner Meinung nach liegt hier der „Hase im Pfeffer“.

Wenn ich mir ansehe, wie der Bundeshaushalt aussieht, dann frage ich mich schon, warum der Anteil des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales derart hoch ist und dennoch gleichzeitig immer noch „Hochrisikogruppen“ existieren.

Bildungschancen
https://www.sozialpolitik-aktuell.de/files/sozialpolitik-aktuell/_Politikfelder/Finanzierung/Datensammlung/PDF-Dateien/abbII13.pdf

Interessant wird es, wenn man sich die Aufschlüsselung ansieht:

Bildungschancen
https://www.sozialpolitik-aktuell.de/files/sozialpolitik-aktuell/_Politikfelder/Finanzierung/Datensammlung/PDF-Dateien/abbII13b.pdf

Die Zahl der Bürgergeldempfänger war im Juni 2023 bei etwa 5,5 Millionen, davon sind 2,9 Millionen deutsche Staatsbürger. 47,3 % sind demzufolge keine Deutschen. Völlig losgelöst von diesen Anteilen ist es schon enorm, wenn zu den fast 2,6 Millionen Arbeitslosen (ebenfalls Stand Juni 2023, Kosten ca. 60 Milliarden €) noch eben genannte Bürgergeldempfänger hinzukommen. Da frage ich mich schon, ob tatsächlich 7 Millionen Menschen (wir müssen natürlich Kinder und tatsächlich nicht Erwerbsfähige abziehen) keiner Arbeit nachgehen können – Stichwort „Fachkräftemangel“.

Dass dies den Bundeshaushalt einseitig stark belastet, ist klar.

Aber Geld allein macht noch keine gute Familien- und Schulpolitik, ist aber notwendige Voraussetzung. 2,8 Milliarden innerhalb von zwei Jahren (wegen der Vergleichbarkeit) für das Elterngeld vs. 34 Milliarden Ukrainehilfe (https://www.bundesregierung.de/breg-de/schwerpunkte/krieg-in-der-ukraine/deutschland-hilft-der-ukraine-2160274) ist nur ein Beispiel.

1,9 Milliarden Kinderzuschlag im Vergleich zu insgesamt 100 Milliarden Ausgaben für Arbeitslose und Bürgergeldempfänger zeigt, wo die Prioritäten sind.

Bildungschancen? Wie so oft wird das Fass an der völlig falschen Seite aufgemacht.

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Von sp

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