Die Hamburger GEW hat eine Studie mit dem Titel „Gratifikationskrise bei Hamburger Lehrkräften: Gesundheitliche Risiken und dringender Handlungsbedarf“ in Auftrag gegeben, die die Arbeitsbelastung der Lehrerinnen und Lehrer in Hamburg untersucht. Die Ergebnisse dürften allgemeingültig sein.
Neben Burnout leiden 29 Prozent der Lehrkräfte an einer sogenannten Gratifikationskrise – einer Wahrnehmung, dass das Tauschverhältnis zwischen Gratifikationen wie Gehalt, beruflicher Erfolg und soziale Anerkennung (Reward) in keinem angemessenen Verhältnis mehr zu den tatsächlichen Anstrengungen (Effort) im Schulalltag steht. Die schlechte Nachricht: Viele Lehrkräfte erwarten eine weitere Verschlechterung ihrer beruflichen Situation. Das trübt nicht nur die Stimmung, sondern hat auch Auswirkungen auf die Resilienz.
https://www.news4teachers.de/2025/02/arbeitsstudie-bei-fast-jeder-fuenften-lehrkraft-besteht-ein-hohes-risiko-fuer-depression-oder-burnout/?amp
Die Ergebnisse sind auf der Seite news4teacher zusammengefasst.
Ebenfalls auf news4teacher wurde dazu ein Leserbrief veröffentlicht, der das ganze Ausmaß der verfehlten Schulpolitik noch einmal verdeutlicht.
Die Grundannahme, dass der Beruf des Lehrers mit „hat vormittags recht und nachmittags frei“ beschrieben werden kann, war schon immer falsch. Gerade in den Zeiten der flächendeckenden Einführung der Ganztagsschulen – die beauftragende GEW ist ein heißer Verfechter dieser Schulformen (sic!) – ist der Spruch nun völlig daneben!
Ein wenig Mathematik recht aus, um diese Aussage zu bekräftigen: Ein Vollzeit-Lehrer ist mindestens an zwei Tagen 7 bis 8 (Zeit-)Stunden in der Schule, an den anderen drei Tagen etwa 5 bis 6. Das sind bereits 29 bis 34 Zeitstunden. Verbeamtete Kolleginnen und Kollegen – das ist die Mehrheit – müssen 41 Stunden pro Woche arbeiten. Es bleiben folglich zwischen 7 und 12 Stunden übrig. In der Praxis reduziert sich diese Zahl noch einmal, da an einem der „kurzen“ Tage Veranstaltungen (Konferenzen usw.) meist im Umfang von 2 Stunden regelmäßig stattfinden. Bleiben also 5 bis 10 Stunden für Vor- und Nachbereitung, Elterngespräche, Korrekturen usw. Das klingt viel? Ist es aber nicht, vor allem, wenn man bedenkt, WANN diese Zeit sinnvoll genutzt werden kann. An den Ganztagen oder dem Konferenztag wohl kaum, es sei denn, man arbeitet abends.
Das sorgfältige Studium der oben genannten Quellen reicht völlig aus um abschätzen zu können, dass viele Menschen im Beruf die Lust verloren haben und vor allem junge Menschen abgeschreckt werden. Die Überfrachtung des Lehrerberufs mit Aufgaben, die Lehrer aus verschiedenen Gründen gar nicht leisten können, es aber dennoch tun (müssen), macht diesen Beruf maximal unattraktiv.
Gratifikationskrise bei Hamburger Lehrkräften – leider nicht nur in Hamburg…
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