Kritik am Schulsystem
Lesedauer 10 Minuten

Meine Kritik am Schulsystem? Ganz einfach: bildungsfeindlich! Ich möchte meine Gedanken dazu mit Ihnen teilen. Dazu zitiere Auszüge aus meinem Schriftwechsel mit Professor Krötz.

Für alle, die Professor Krötz nicht kennen:

Brief vom 12.06.2023

Sehr geehrter Herr Professor Krötz,

kurz zu mir:

Ich bin seit 2016 Schulleiter an einer Realschule und unterrichte (an der selben Schule) seit 1995 M, PH und IF1.

Auch ich beobachte seit langem, dass das Leistungsniveau unserer Schüler merkbar sinkt. Wie in einem der Videos beschrieben, ist es auch mir nicht möglich, Leistungsüberprüfungen von vor 10 Jahren heute noch einzusetzen. Auch seitens meines Kollegiums höre ich des öfteren, dass auch in anderen Fächern das gleiche Problem beschrieben wird.

Als ganz „drastisch“ (die Anführungszeichen können eigentlich weg…) empfinde ich die Situation in den Klassen 5. Wenn ich das Bildungsniveau in einer Frage zusammenfassen soll, dann lautet diese: „Was um alles in der Welt haben die Kinder in vier Jahren an der Grundschule gemacht?“

Was auffällt:

  • Schreiben ist stark fehlerbehaftet, das Schriftbild ist teilweise so schlecht, dass Geschriebenes gar nicht mehr lesbar ist
  • flüssiges Lesen ist für viele Kinder (nicht nur die Ausländer, sorry Migranten) ein großes Problem
  • Kopfrechnen – keine Chance
  • sicherer Umgang mit Größen (m/cm oder g/kg, von Flächen- oder Volumeneinheiten sprechen wir erst gar nicht) ist bei einer großen Zahl nicht ausgeprägt
  • Englischleistungen sind nicht besser als früher (als es noch kein Englisch in der Grundschule gab)

Ich habe mich auf die Hauptfächer beschränkt, das Ganze ließe sich für die sog. Nebenfächer (was für ein Wort!) fortsetzen.

Eine der Ursachen sehe ich im Übergang an die weiterführenden Schulen. Die Wahl der Schulform unterliegt allein dem Elternwillen, was für ein Wahnsinn!

Ich selbst unterrichte derzeit in den Klassen 9 und 10 Informatik. Mehr als ein bisschen Standard-Programmierung oder Anwendung der Office-Software ist kaum noch möglich. Bei einfachsten Beispielen zur OOP2 steigen nahezu alle Schüler aus. 

Die Notwendigkeit einer grundsoliden Ausbildung in vielen Bereichen wird von den Kindern und Jugendlichen faktisch nicht mehr wahrgenommen. Schule ist zum notwendigen Übel verkommen.

Es ist wichtiger, über Kleiderordnung oder Smartphone-Nutzung zu diskutieren. Beiden Themen musste ich mich in diversen Gremien stellen und war sehr erstaunt, wie auch seitens der Eltern argumentiert wird. Schule darf keine Regeln mehr aufstellen, alles muss besprochen und diskutiert werden. Gruselig…

Zur Wahrheit gehört dazu (da macht die Grundschule auch keine Ausnahme), dass die Schule mittlerweile für einen Teil der Kinder ein kompletter Ersatz des Elternhauses ist. 

Zurück zum Lehrplan: 

Ich persönlich finde, dass die Stundentafel genauso überarbeitet werden muss wie die Lehrpläne für die einzelnen Fächer. Mittlerweile unterrichten wir im Ganztag, so dass Hausaufgaben faktisch entfallen und wir „ergänzende Unterrichtsangebote“ machen. Dazu gehört z. B. das Sozialtraining. Was sollen wir eigentlich noch alles machen?

Ein Wort zu den Lehrerarbeitszeiten:

Mal abgesehen von der neuen Rhythmisierung des Tages (Ganztag bedeutet mindestens zwei Mal wöchentlich bis 15:30 Uhr für Vollzeitler) hat das Pensum für die Lehrkräfte zugenommen. Neben dem Kerngeschäft (welches längst keines mehr ist) haben die Aufgaben als Klassenleitung oder Sozial-Fachkraft zugenommen. Habe ich bspw. als Klassenleitung vor 20 Jahren zweimal im Halbjahr mit Eltern telefonisch oder persönlich sprechen müssen, ist es heute häufig wöchentlich notwendig. Das Verhalten der Kinder hat sich deutlich geändert:

  • Der Respekt vor Erwachsenen ist nicht automatisch gegeben (wie es doch sein sollte), Lehrer machen da keine Ausnahme.
  • Das Miteinander der Kinder ist zunehmend von teilweise rüdem Verhalten geprägt.
  • Die Konzentrationsfähigkeit hat deutlich nachgelassen.
  • „Nur Narrenhände…“ gilt schon längst nicht mehr. Die Zahl der Sachbeschädigungen hat deutlich zugenommen.

All das sind Betätigungsfelder, die mittlerweile (teilweise) von Sozialarbeitern aufgefangen werden. Dabei kann ich mich glücklich schätzen, solche überhaupt zu haben! 

Die Zeiten von „Der Lehrer hat vormittags recht und nachmittags frei.“ sind längst vorbei! Die gab es in der Form ja auch früher nicht, allerdings hatten Lehrkräfte mehr Spielraum für eigenverantwortliches Arbeiten. Dadurch endete der Arbeitstag am späten Nachmittag und nicht abends.

Damit schließt sich der Kreis zum Lehren:

Schlechte Lehrpläne, eine vollgestopfte Stundentafel, verschlechterte Rahmenbedingungen und eine Vielzahl politischer Fehlentscheidungen verhindern, dass das LEHREN und LERNEN im Mittelpunkt unserer Arbeit steht (vom Erziehungsauftrag der Schule habe ich Kenntnis, nur verschieben sich hier die Aufgaben weg vom Elternhaus hin zur Schule). Ich muss an dieser Stelle eine Lanze für mein Kollegium brechen. Die deutliche Mehrheit ist engagiert und den Kindern zugewandt (die letztlich am wenigsten dafür können). 

Wenn mich ein junger Mensch fragt, ob er Lehrer werden soll, kann ich ihm nicht guten Gewissens dazu raten. 

Ich möchte dazu sagen, dass ich sehr gern sowohl Lehrer als auch Schulleiter bin. Allerdings wird mir die Freude am Arbeiten immer wieder genommen, spätestens vor der nächsten Landtagswahl.

In diesem Sinne: 

Danke für das Lesen meiner doch recht langen Mail! Machen Sie gern weiter so und zeigen mit dem Finger auf die Schwachstellen. Vielleicht erleben wir beide ja noch den „Ruck“ durch das deutsche Schulsystem. Allein mir fehlt der Glaube… (ja, ich bin neben der Mathematik auch ein Goethe-Fan 😉)

Mit freundlichen Grüßen 

Brief vom 14.08.2023

Guten Morgen Herr Professor Krötz,

ich hoffe, Sie erinnern sich noch an mich. Ich hatte Ihnen bereits vor einiger Zeit geschrieben, woraufhin wir telefoniert hatten.

Diesmal schreibe ich Ihnen bezugnehmend auf Ihr Video:

Leider muss auch ich feststellen, dass die Fachlichkeit des Mathematikunterrichts immer weiter abnimmt. Das beginnt schon damit, dass die Lehrkräfte nicht mehr ausreichend ausgebildet werden. Denen ist letztlich gar kein Vorwurf zu machen. 

Verschärft wird das Problem dadurch, dass in der derzeitigen Mangel-Situation darüber diskutiert wird, das Lehramtsstudium zu verkürzen oder zu vereinfachen. Faktisch das erste, was dabei zur Disposition steht, ist die fachliche Ausbildung. In letzter Konsequenz würde das bedeuten, dass ein Abitur (vielleicht sogar mit LK M3) reichen würde, um zumindest in Grund-, Haupt- und Realschulen fachlich ausreichend unterrichten zu können (so zumindest die Meinung einiger).

Was für ein Irrsinn…

Ich erinnere mich an mein Studium sowie mein Referendariat (1988 – 1994). Jeder Unterrichtsentwurf enthielt eine fachliche Vorbetrachtung, die es heute gar nicht mehr gibt. Ausgehend von der reinen Lehre hatte ich die Aufgabe, das Thema herunterzubrechen und den Lehrstoff (ohne jede Didaktik oder Methodik) aufzubereiten. Bei dem von Ihnen genannten Thema Winkel ging es dann in etwa so los, wie Sie das erläutern (eher noch ein wenig wissenschaftlicher 😉).

Das Ganze führt in der Praxis dazu, dass Mathematik-Kollegen nicht mehr wissen, wie die Menge der natürlichen Zahlen definiert ist oder was eine Ungleichung von einer Gleichung unterscheidet (streng fachlich betrachtet). Für unser Klientel reicht der populärwissenschaftliche Ansatz zwar aus, aber was ist das für ein Anspruch??

Nur, weil ich mal gesehen habe, wie ein Chirurg das Messer schwingt und selbst eine akademische Ausbildung mitbringe, kann ich doch niemandem den Blinddarm herausnehmen?!

Der Fachkräftemangel führt (neues Thema) zu Kuriositäten, wo ich gar nicht mehr weiß, was ich davon halten soll. In NRW (und faktisch allen anderen Bundesländern) wir der Seiteneinstieg als Teil der Lösung propagiert. Gleichzeitig gibt es an einigen Unis einen NC für das Lehramt. Finde den Fehler!

Ich muss dazu sagen, dass ich Seiteneinsteiger im Kollegium habe, die ich nicht missen möchte. Das liegt einfach daran, dass die beste Ausbildung noch keinen guten Pädagogen macht. Das ist jetzt aber eine ganz andere Baustelle. 

Ich bin davon überzeugt, dass wir hier über ein gesamtgesellschaftliches Problem sprechen. In einem Satz: “Leistung lohnt sich nicht.”

Wenn ich sehe, mit welcher Gleichgültigkeit einige Eltern agieren (ist “agieren” hier überhaupt zulässig??), habe ich echt Bedenken, wie die Zukunft dieses Landes aussehen soll. Okay, es sind nicht alle so, aber es werden (zumindest gefühlt, eine empirische Basis kann ich nicht vorweisen 🤷‍♂️) mehr. Statt dass die Politik eine Kehrtwende macht, wird weiter versucht, Wähler zu “generieren”. Schon Goethe hatte das erkannt: “Die ich rief die Geister, werd ich nun nicht los!” Mit der Einführung des “Elternwillens” war der Anfang vom Ende gemacht. 

Zum Schluss ein Zitat aus einer Nachprüfung:

Lehrerin: “Hast du in den Ferien gründlich gelernt?”

Schüler: “Wir waren im Urlaub.”

… ohne Worte …

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die Woche!

Mit freundlichen Grüßen 

Kritik am Schulsystem – Brief vom 16.08.2023

Hallo,

ich habe mal auf die Schnelle die Zeugnisnoten der letzten Klassen 8 und 9 (also unsere jetzigen 9er und 10er) angesehen und Mittelwerte gebildet. Ab einem Schnitt von 3,5 habe ich für mich festgelegt, dass der Bildungsgang Realschule nicht die richtige Entscheidung war.

Auf Seite 2 sind die Ergebnisse der letzten Klassen 5 (ich bin selbst erschrocken…). Damit ergibt sich folgendes Bild:

Kritik am Schulsystem

Diese Bewertung der Grenze ist sehr subjektiv, Sie können sie ja woanders ansetzen. Das grundlegende Ergebnis bleibt aber. 

Noch eine kleine Ergänzung zum Thema Schulwahl: 
Ich habe in den aktuellen Klassen 5 insgesamt 16 von 72 Kindern mit reiner HS-Empfehlung aufgenommen, das sind 22%. Ohne Worte…


Nach einigen Antworten hin und her ging es meinerseits am 22.08.2023 wie folgt weiter:


Hallo Herr Krötz,

prima, dass es Ihnen weiterhilft. 

Eine konkrete Botschaft habe ich nicht. Dafür zwei andere Sachen, die es sich IMO lohnt, mitzuteilen.

  1. QA (Qualitätsanalyse)
  2. Leistungsstand meiner derzeitigen Klassen 9 in Mathematik

Zu 1:
Zwei andere Schulen in Lippstadt haben derzeit die QA im Haus. Die Bezirksregierung prüft die schulische Arbeit in mehreren Bereichen. ABER: Gute Idee, schlechte Umsetzung. Das Ergebnis der QA steht quasi a priori bereits fest. Es gibt drei Schwerpunkte, die an den Schulen umgesetzt oder weiterentwickelt werden sollen:

  • Erhöhung des Anteils an eigenständigem Lernen
  • Stärkere individuelle Förderung
  • Fortschreibung der Digitalisierung  

In mehr oder weniger ausgeprägter Version steht das bei allen Schulen im Abschlussbericht. Meine Ansicht dazu ist folgende:

Kinder sind nur sehr schwer oder gar nicht in der Lage, selbstgesteuert zu lernen. Es ist Aufgabe der Universitäten und Hochschulen und max. der Oberstufe des Gymnasiums, SuS zum eigenständigen Erarbeiten und Lernen zu führen.

Einerseits lassen wir zu, dass jedes Kind (entgegen der Schulformempfehlung) aufzunehmen ist und sollen gleichzeitig stärker individuell fördern. Ohne Worte…

Was bedeutet „Fortschreibung der Digitalisierung“? Das ist für mich eine inhaltsleere Phrase. Bei der Gelegenheit ein Wort zur Lehrer-Fortbildung (die es im Bereich Digitalisierung in hoher Qualität eher nicht gibt). Eine Vielzahl an Fortbildungen machen Lehrer für Lehrer. Ohne den Kolleginnen und Kollegen zu nahe zu treten – wo bleibt da die Professionalität? 

Zu 2:
Ich hoffe, Sie sitzen! In Vorbereitung des Themas „Lineare Gleichungssysteme“ sollten meine SuS Geradengleichungen in die Normalform umformen, x einsetzen und das zugehörige y berechnen sowie mit dem geordneten Paar eine Probe in der Ausgangsgleichung machen. Das Umstellen klappt noch ganz gut, der Rest…

Ich wiederhole derzeit am Anfang der Stunden das kleine Einmaleins. 15 Aufgaben, in der einen Klasse hatten heute 10 Kinder >=12 Richtige, in der anderen waren es immerhin 16 (jeweils von 25). 

Der Knaller war beim Umformen in die Normalform eine Division 6 : 4. O-Ton einer Schülerin: Das ist doch gar nicht lösbar. Kein Scherz!!

Ich wiederhole nach dem Einmaleins die Bruchrechnung, also zunächst Kürzen und Erweitern, danach die Grundrechenarten. Ich bin mal gespannt, was ohne Taschenrechner (den dürfen die nämlich bei mir nicht benutzen!) da wohl rumkommt.

Mit freundlichen Grüßen

Brief vom 01.09.2023

Hallo Bernhard,

ich sende dir einfach mal zwei Auszüge aus der Verbandszeitschrift LehrerNRW. So deutlich (und es ist ja tatsächlich gaaanz vorsichtig formuliert) hat sich Gräler selten geäußert.


Der zweite Artikel bezieht sich auf die Fachleiter. Das sind Kollegen, die am Seminar (neben ihrer Tätigkeit als Lehrkräfte für ein paar Abminderungsstunden) unsere Referendare ausbilden.


Das Bild finde ich klasse, es spiegelt ein wenig die Realität wieder…


Kritik am Schulsystem – Brief vom 10.11.2023

Hallo Bernhard,

dein neues Video ist der Anlass, dir zu schreiben. 

Ich hatte mir bereits kürzlich das Machwerk „Orientierungsrahmen…“ (https://www.globaleslernen.de/sites/default/files/files/pages/07_or-ge_mathematik_bf_0.pdf) angesehen.

Meine Kommentare dazu: 

  • wenig Inhalt, viel Geschwafel: Ich stelle mir die Frage nach dem Lernziel in Mathematik. Hier werden viele Stunden (max. 13) verbraten, um am Ende ein „Portfolio“ (wtf ist das??) und ein Plakat zu erstellen. Ergebnisse sind eine kleine Rechnung zum Familieneinkommen, zwei Diagramme, eine lin. Funktion.
  • nicht konkrete Aufgabenstellungen: Schüler brauchen klar strukturierte Aufgabenstellungen. Hier ist viel zu viel Text mit einer Überfrachtung an Querverweisen. Da dürfte so mancher deiner Studenten daran scheitern…
  • in meiner Schulform nicht durchführbar: Die Aufgabe ist viel zu komplex, der mathematische Sinn ergibt sich faktisch gar nicht. Zudem setzt das Ganze auf ein hohes Maß an eigenverantwortlichem Arbeiten. Das können meine Schüler mehrheitlich gar nicht. 
  • kein Bezug zur Lebenswelt der Schüler: Das Ganze ist thematisch viel zu weit weg. Das Thema ist sicher wichtig, aber wo ist der Mehrwert bei den Kindern? Hier soll die Mathematik doch bitte das bleiben, was sie ist – eine Hilfswissenschaft. Der thematische Kontext gehört in den Politik-Unterricht!

Ich möchte mal ein Bsp. aus meinem Alltag nennen (ganz aktuell): 

In einer Klasse 6 herrschen chaotische Zustande hinsichtlich des Verhaltens. Ich habe das den Kindern in der mir eigenen Art (da wolltest du sicher nicht dabei sein) verdeutlicht und gehe regelmäßig hospitatorisch in diese Klasse. 

Warum erzähle ich das? Eine Kollegin (Biologie) macht derzeit einen nach ihrer eigenen Aussage schlechten, langweiligen Unterricht, denn sie lässt die Kinder abschnittsweise anhand von Projektionen oder Arbeitsblättern die Inhalte erarbeiten (anhand konkreter Fragestellungen), vergleicht und geht zum nächsten Abschnitt über. In regelmäßigen Abständen wird ein Test geschrieben.

O-Ton der Kollegin nach einer solchen Stunde: „Als ich am Ende der Stunde gefragt habe, wer denn heute etwas gelernt hat, haben alle aufgezeigt.“

Diese Art des Unterrichts ist seitens der Obrigkeit nicht gern gesehen, aber in diesem speziellen Fall die einzig richtige Möglichkeit. Stilles Arbeiten, kleinschrittiges Vorgehen mit Sicherungsphasen, Überprüfung des Lernerfolges (mit oder ohne Benotung). 

Das haben leider einige meiner Kollegen und Kolleginnen noch nicht begriffen. Erste Voraussetzung ist Ruhe. 

Unterricht nach der Art dieses Orientierungsrahmens sorgt immer dafür, dass die Kinder NICHT zielgerichtet arbeiten, das Verhältnis aus Aufwand und Nutzen ist katastrophal. In den max. möglichen 13 Unterrichtsstunden (das sind drei Schulwochen!!) bringe ich fast ein gesamtes Stoffgebiet durch samt vieler Übungen statt zweier Diagramme und eines Plakates – da läuft mir ein Schauer den Rücken herunter.

Ein ehem. Kollege hat es mal auf den Punkt gebracht: „Mundwerk hat goldenen Boden.“

Ich fange an, mein Kollegium „umzuerziehen“. Ich möchte signalisieren, dass wir immer damit anfangen müssen, für Ruhe im Unterricht zu sorgen. Stoffvermittlung ist so lange unwichtig, bis der Laden läuft. Danach brauchen die Kinder Grundwissen. Jede Stunde 10 min Übung zu Grundaufgaben (Bruchrechnung, Prozentrechnung, kleines 1×1) bringt mehr, als einfach mit dem Stoff weiterzumachen.

Die letzten KA in M in den Klassen 9 und 10 waren katastrophal. Alle Durchschnitte lagen bei 4,x (x Element {1, … , 6}) 😉. Wie geht das Element-Symbol auf der Mac-Tatstatur??

O-Ton einer Kollegin in der 9: Diese Übungen am Stundenbeginn sorgen dafür, dass ich meinen Stoff nicht schaffe.

Meine Antwort: Bei 4,4 in deiner Klassenarbeit hast du deinen Stoff nicht geschafft – finde den Fehler!

Ich muss aufhören…

Ach ja: Im Anhang sende ich dir mal zwei Ausschnitte aus dem Bio-Buch 8 der Realschule in Bayern von 2020. Die Ideologisierung der Naturwissenschaft 🤬


Mein Video vom 23.01.2024


Kritik am Schulsystem – So etwas wie ein Fazit

Ich verweise auf meine Artikel https://keinen-bock-auf-schule.de/mathematikunterricht-frueher-und-heute/ .

Das Erschreckende ist, dass die fachliche Bildung der Kolleginnen und Kollegen manchmal zu wünschen übrig lässt. Das kommuniziere ich zwar so nicht, aber leider ist es gerade bei den jüngeren Kolleginnen so, dass die fachliche Bildung merklich schlechter ist, als es meine war. 

Ein Kollege hat einen Physiktest geschrieben, der das ganze Elend offenbart:

https://keinen-bock-auf-schule.de/youtube-for-education-failed/

Ist das deutsche Schulsystem noch zu retten? Ja, aber nur, wenn mutige und ggf. auch unpopuläre Entscheidungen getroffen werden. Ich sehe da momentan keine politische Kraft, die dazu in der Lage ist. Die Eltern und Lehrer könnten Änderungen erzwingen, aber auch hier herrscht opportune Stille. Leider…


  1. M, PH, IF: Mathematik, Physik, Informatik ↩︎
  2. OOP: Objektorientierte Programmierung ↩︎
  3. LK M: Leistungskurs Mathematik ↩︎

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Von sp

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