Pisa - nicht nur eine Stadt
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Unter der Überschrift Pisa – nicht nur eine Stadt möchte ich zunächst erläutern, was überhaupt die PISA-Studie ist und warum ich den Umgang mit den Ergebnissen recht kritisch sehe.

Zunächst zwei Videos, in denen ich erläutere, wie die Studie durchgeführt und ausgewertet wird und die einige der gestellten Aufgaben im Bereich Mathematik in den Blick nehmen.

Ich überlege mir bei jeder Art dieser Studien, ob es überhaupt möglich ist, Bildung in Punktzahlen auszudrücken. Die Idee widerspricht meinem und damit auch dem Humboldtschen Bildungsideal, also der ganzheitlichen Ausbildung in den Künsten und den Wissenschaften.

Es gibt schlechterdings gewisse Kenntnisse, die allgemein sein müssen, und noch mehr eine gewisse Bildung der Gesinnungen und des Charakters, die keinem fehlen darf. Jeder ist offenbar nur dann ein guter Handwerker, Kaufmann, Soldat und Geschäftsmann, wenn er an sich und ohne Hinsicht auf seinen besonderen Beruf ein guter, anständiger, seinem Stande nach aufgeklärter Mensch und Bürger ist. Gibt ihm der Schulunterricht, was hierfür erforderlich ist, so erwirbt er die besondere Fähigkeit seines Berufs nachher so leicht und behält immer die Freiheit, wie im Leben so oft geschieht, von einem zum andern überzugehen.

P. Berglar (1970): Wilhelm von Humboldt, p. 87

Die PISA-Studie ist von einer Wirtschaftsorganisation (OECD) ins Leben gerufen worden und misst alltags- und berufsrelevante Kenntnisse, allerdings ausschließlich in den Bereichen Lesekompetenz, Mathematik und Naturwissenschaften.

Kinder und Jugendliche werden danach bemessen, ob sie künftig „Humankapital“ ausbilden können. Mir läuft ein Schauer über den Rücken, wenn ich sehe, dass Menschen als Kapital bezeichnet werden und damit versachlicht werden.

Bildung ist viel mehr als ein paar Multiple-Choice-Fragen. Brrrr, schon das Wort allein ist unnötig, das Deutsche kennt „Fragen mit Mehrfachauswahl“.

Nun mag die Studie so sein, wie sie ist, wenn da nicht unsere Bildungsforscher und Politiker wären.

Liebe Bildungswissenschaftler,
hiermit rufe ich Sie auf, endlich wieder Ihre Vernunft zu benutzen. Verbannen Sie den Hedonismus aus der Bildung, stellen Sie Wissen in den Vordergrund und vertreten Sie – verdammt noch mal – endlich wieder das Ideal Humboldts!

Ich bitte alle Bildungswissenschaftler, die genau dies tun, aber leider nicht gehört werden, um Entschuldigung.

Liebe Politiker*innen (das Sternchen konnte ich mir jetzt nicht verkneifen),
wie wäre es, wenn Sie auf die vielen Lehrerinnen und Lehrer hören würden, die schon seit vielen Jahren die Missstände in den Schulen beklagen. Warum hören Sie nicht auf die, die es jeden Tag erleben, was los ist und manchmal hilflos dabeistehen müssen.
Sind Ihnen ein paar Wählerstimmen wichtiger als das Wohl unserer Kinder?

Im Ergebnis des „PISA-Schocks“ 2000 wurden sog. Bildungsreformen durchgeführt, die in letzter Konsequenz dazu geführt haben, dass unser Bildungssystem heute schlechter denn je dasteht. Lesen Sie gern hier weiter.

Die Ergebnisse der ersten OECD-Erhebung zu den Lernergebnissen von Schülerinnen und Schülern (PISA) im Jahr 2000 waren ein Weckruf für Deutschland. Damals wurden die Ergebnisse von 31 Ländern veröffentlicht. Die Leistungen der Schülerinnen und Schüler in Deutschland lagen in den Bereichen Lesekompetenz, Mathematik und Naturwissenschaften unter dem OECD-Durchschnitt.

Dies stand nicht nur im Gegensatz zu der positiven Wahrnehmung des Bildungssystems in der Öffentlichkeit, sondern war für eine große Exportwirtschaft wie Deutschland, deren Wettbewerbsvorteil auf Kompetenzen und Wertschöpfung basiert, auch ein ernstes Warnsignal. Die PISA-Ergebnisse zeigten außerdem, dass die Leistungen stark mit dem sozioökonomischen Hintergrund zusammenhingen. Besonders fiel auf, dass Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund vergleichsweise schlecht abschnitten.

Dieser „PISA-Schock“ sorgte für einen öffentlichen Aufschrei und löste eine bildungspolitische Debatte aus, die die Medien des Landes monatelang beschäftigen sollte und schließlich den Anstoß für grundlegende Reformen gab.

https://www.oecd.org/ueber-uns/erfolge/deutschlands-pisa-schock.htm

Bildung im Kontext wirtschaftlicher Entwicklung – super Idee (Ironie aus)!

Im Kommunismus hieß das der „Neue Mensch“, daraus wurde dann die „allseitig entwickelte Persönlichkeit“, deren Herausbildung nichts anderes im Sinn hatte als willfährige Arbeitskräfte im Dienste der sozialistischen Sache, die bitte niemals ihr Leben überdenken oder gar in Frage stellen.

Ein Vergleich, der sicher hinkt, aber die Parallelen sind erkennbar – meine ich.

Pisa – nicht nur eine Stadt: Die Einwohner sollten sich langsam überlegen, gegen die Namensgebung der Studie ins Feld zu ziehen.

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Von sp

3 Gedanke zu “Pisa – nicht nur eine Stadt”

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