NRW Schulkompass 2030
Lesedauer 3 Minuten

Der NRW Schulkompass 2030 ist die neueste Idee des Schulministeriums, um dem Bildungsdesaster entgegenzuwirken.


Schauen wir mal genauer hin:

  1. Wir verringern die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die die Mindeststandards verfehlen.
  2. Wir steigern die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die die Optimalstandards erreichen.
  3. Wir stärken die Schülerinnen und Schüler in ihrer sozial-emotionalen Entwicklung.
  4. Wir führen mehr Schülerinnen und Schüler am Berufskolleg zu einem erfolgreichen Abschluss mit konkreter Anschlussperspektive.

Klingt gut, oder?

Die Schritte dahin zeigen, dass die Landesregierung nicht wirklich ein Konzept hat, dem Mangel zu begegnen:

  1. Lernstandserhebungen: : Ein wichtiger Faktor des Hamburger Lehr- und Lernerfolgs sind regelmäßige Lernstandserhebungen. Deren Wirkung ist wissenschaftlich belegt: So befindet etwa John Hattie von der University of Melbourne, der in einer Metastudie über 80.000 Einzelstudien ausgewertet hat, sinngemäß u.a., dass die wirksamsten Schulen diejenigen sind, die den Lernfortschritt sichtbar machen. Wichtig ist, dass alle Beteiligten den Lernweg verstehen, reflektieren und aktiv mitgestalten. Nordrhein-Westfalen will diesem Beispiel folgen und bis zum Jahr 2030 neben den bestehenden Lernstandserhebungen VERA 3 und VERA 8 drei weitere Lernstandserhebungen einführen: in den Klassen 2, 5 und 7.
  2. Schülerfeedback: Neben ergänzenden Leistungsdaten sollen über ein Feedback von allen Schülerinnen und Schülern auch die Meinungen und Einschätzungen zu Wohlbefinden und sozial-emotionaler Entwicklung der Kinder und Jugendlichen eingeholt und deren Partizipationsmöglichkeiten spürbar ausgeweitet werden.
  3. Aufbereitung von Daten: In einer Gesamtschau mit weiteren Daten beispielsweise über die Zusammensetzung der Schülerschaft, die Personalausstattung und den Unterrichtsausfall sollen Schule und Unterricht in Nordrhein-Westfalen datengestützt weiterentwickelt werden. Auch andere Länder setzen auf eine datengestützte Qualitätsentwicklung in Schulen – so etwa die gemeinsame Initiative Bessere Bildung 2035 der Länder Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg (Wübben Stiftung 2025).

Mit anderen Worten bedeute das lediglich, dass noch mehr Daten erhoben werden sollen. Damit wird das Desaster nur noch deutlicher, wo ist der greifbare Mehrwert? Auf jeden Fall bedeutet es, dass Lehrer noch mehr Zeit für Auswertung und Dokumentation verwenden müssen, statt diese Zeit in die Arbeit mit den Kindern zu investieren.

Wohlbefinden und Partizipation: Mir fehlen die Worte! Der überbordende Hedonismus in den Schulen hat dazu geführt, dass sich Schulen mittlerweile über allerlei Veranstaltungen statt über Lernen identifizieren.

Der Statistik-Wahn wird weiter ausgebaut, das sind für mich klassische Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für einen weiter aufgeblähten Verwaltungsapparat.

Ich möchte an dieser Stelle einen Vergleich anbringen, der meiner Meinung nach das Vorgehen gut verdeutlicht:

Wenn ich Kopfschmerzen habe, nehme ich eine Schmerztablette, beim zweiten Mal sind es dann vielleicht schon zwei, irgendwann drei oder vier. Vielleicht sollte ich statt dessen endlich auf die Idee kommen, einen Arzt zu konsultieren, um die Ursache der Schmerzen zu ergründen.

Im Klartext: Wieso doktert man immerfort an den Symptomen herum, statt die echten Ursachen zu suchen. Weitere Statistiken werden hier wohl kaum hilfreich sein.

Lesen Sie einfach die Ausführungen im Koalitionsvertrag (ab S. 54) NRW.


Hier soll das „vielfältige Schulsystem“ verbessert, Schülerinnen und Schüler nachhaltig und individuell gefördert oder Hauptschulbildungsgänge ab Klasse 5 an Realschulen eingeführt werden, um nur drei Beispiele zu nennen.

Wir wollen die Rahmenbedingungen für ganzheitliche Bildung, individuelle Förderung, gelingende Inklusion und Exzellenz in Schulen verbessern.

Nur ein Punkt: Erst sorgt man dafür, dass die Hauptschulen abgeschafft werden. Als man gemerkt hat, dass sich nicht überall Gesamtschulen einrichten lassen, hat man die Sekundarschule erfunden. Nun klappt das leider auch nicht wie gewünscht. Also sollen die Realschulen einen Hauptschulbildungsgang einrichten. Soviel zum vielfältigen Schulsystem.

Ich möchte nicht weiter zitieren. Viele Worthülsen und völlig falsche Ideen. Ich ertrage soviel Inkompetenz oder Blindheit (oder Vorsatz?) nicht mehr.

NRW Schulkompass 2030 – es fallen mir viele Wortfetzen dazu ein: Shakespeares „Viel Lärm um nichts“ oder (politisch natürlich völlig inkorrekt) Max Liebermann mit seinem „Ich kann nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte.“

Das musste jetzt einfach mal sein…

Lesen Sie auch meine anderen Beiträge, die zum Thema passen:

Views: 3

Von sp

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert