Bildungsminister Sven Teuber (SPD) aus Rheinland-Pfalz bezeichnet unangekündigte Test als ein Relikt aus alten Zeiten und möchte sie demzufolge abschaffen.
Das sei ein erster Schritt hin zu einer neuen Lern- und Prüfungskultur. Teuber möchte die veraltete Form der Leistungsüberprüfung durch Feedback-Gespräche ersetzen.
Nehmen wir die Mathematik:
Statt das kleine Einmaleins oder das schriftliche Rechnen in einem Test abzufragen soll ein Gespräch stattfinden, in dem der Lehrer herauszufinden versucht, ob der Schüler im Kopf oder eben schriftlich rechnen kann. Wie soll das ablaufen?
Lehrer: „Heute spreche ich mit dir über deine Rechenfertigkeiten. Wie schätzt du dich selbst ein? Beherrschst du das kleine Einmaleins?“
Schüler: „Ich finde, das gelingt mir ganz gut.“
Lehrer: „In der letzten Stunde haben wir schriftlich multipliziert. Wie ist dir das gelungen?“
Schüler: „Das hat fast immer geklappt.“
So oder ähnlich stelle ich mir einen Dialog mit einem 11-jährigen vor. Was soll das arme Kind sagen und vor allem wie soll ich daraus ermitteln, was der Schüler wirklich kann?
Mag sein, dass das Beispiel überkonstruiert ist. Es zeigt für mich dennoch, welcher Irrsinn hier verfolgt wird. Mal ganz abgesehen davon, dass ich dafür deutlich mehr Zeit benötige, als einen Test zu schreiben und diesen zu korrigieren.
Sind unangekündigte Tests ein Relikt aus alten Zeiten? Wohl kaum, wenn man bedenkt, dass diese eigentlich dafür sorgen sollen, dass sich Schüler zu Hause mit dem Schulstoff der letzten Stunde beschäftigen sollen. Im Wahn der politisch angestrebten vollständigen Ganztagsbeschulung ist diese Idee aber völlig abwegig, da die Kinder dafür viel zu viel Zeit in der Schule verbringen.
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