Eltern werden ist nicht schwer
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Eltern werden ist nicht schwer… Den Rest des Spruches kennen Sie sicher. Aber was bedeutet es, Eltern zu sein?

Titelbild erzeugt mit DeepAI

Es ist unmöglich, obige Frage in einem Artikel umfassend zu besprechen. Allerdings gibt es einige grundlegende Dinge, die Eltern unbedingt beachten sollten.

Meine oberste Prämisse lautet: Kinder brauchen Zeit und Zuwendung, letztere in den vielen Facetten, die je nach Alter und Situation notwendig sind. Primär geht es aber immer um Zeit! Hören Sie Ihrem Kind zu! Zeigen Sie niemals Ihr Desinteresse, auch wenn das Thema stinklangweilig ist, für Ihr Kind ist es gerade wichtig.

Nachfolgend ein paar Aufforderungen eines Kindes an einen Erwachsenen, die nicht meiner Feder entspringen, sondern die ich an einem schwarzen Brett gelesen habe.

  1. Unterbrich mich nicht und höre mir zu, wenn ich Fragen stelle. Sonst wende ich mich an andere, um dort meine Informationen zu bekommen.
  2. Sei nicht inkonsequent! Das macht mich unsicher.
  3. Mach keine vorschnellen Versprechungen. Wenn du sie nicht einhältst, fühle ich mich im Stich gelassen.
  4. Meckere nicht ständig! Ansonsten stelle ich mich taub.
  5. Ich weiß genau, dass ich nicht alles bekommen kann. Ich will dich nur auf die Probe stellen.
  6. Denke nicht, dass es unter deiner Würde sei, dich bei mir zu entschuldigen! Ich habe für dich Verständnis.
  7. Versuche nicht, so zu tun als seist du perfekt oder unfehlbar! Der Schock ist groß, wenn ich herausfinde, dass du es doch nicht bist!

Die Punkte 2 und 5 finde ich persönlich besonders wichtig. Lassen Sie sich nicht von Ihren Kindern steuern! Auch wenn das für einige befremdlich klingen mag, aber wir stehen mit unseren Kindern nicht auf einer Stufe. Ganz im Gegenteil: Sie brauchen diese Abgrenzung gepaart mit unserer Souveränität, Klarheit und eben Hinwendung. Bitte verwechseln sie Zuwendung niemals mit Überbehüten (s. z. B. Nummer 5)!

All das Gesagte gilt auch für die Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen. Unsere Aufgabe ist es, gemeinsam mit den Eltern die Erziehung der Kinder zu gewährleisten. Mitleid, Cool-Sein oder Kumpanei sind hier genau so wie übertriebene Härte (s. Nummer 4) völlig fehl am Platze.

Jedes Kind braucht in jeder Situation eine andere Art des Umganges, es gibt schlicht keine Checklisten. Die größte Herausforderung – zu Hause wie in der Schule – ist es, den richtigen Umgang zu finden. Klappt das nicht, schauen Sie die Regel Nummer 5 an, vergessen Sie aber nie die Regel 2 dabei. Sie sind der Souverän.

Im schulischen Bereich ist es teilweise noch komplizierter, da jede Art von Erziehung eines Kindes immer gleichzeitig von vielen anderen Mitschülern wahrgenommen wird. Den goldenen Mittelweg zu finden, ist unsere zentrale Aufgabe als Lehrer.

Deshalb weg von Strichlisten, Checklisten und Standard-Vorgehensweisen. Erzieherische Maßnahmen müssen angemessen, geeignet und Verhältnismäßig sein. Kinder haben einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Den kann man aber mit den erstgenannten Maßnahmen nicht befriedigen. Das führt eher zu Mitzählen und verkehrt Erziehung ins Gegenteil. Erziehung ist kein Spiel, sondern Vorbereitung auf ein eigenständiges Leben. Das „echte“ Leben kennt auch keine Strichlisten.

Bevor ich es vergesse: Erzieher und Lehrer sind ausgebildete Profis in ihrem Bereich. Das heißt aber nicht, dass sie die komplette Erziehung der Kinder übernehmen, selbst in Ganztagsschulen nicht. Der primäre Erziehungsträger ist und bleibt das Elternhaus. Kindergarten oder Schule sind Ergänzungen oder auch Unterstützung der elterlichen Erziehung. Es bringt auch nichts, wenn man gegenseitig kritisiert, was alles nicht klappt, statt im Sinne der Kinder einen gemeinsamen Nenner zu finden. Jede Seite macht Fehler (s. Nummer 7), aber jede Seite kann auch im Rahmen der Möglichkeiten agieren. Der Finger zeigt zuerst auf mich, bevor ich andere adressiere.

Eltern werden ist nicht schwer. Mit ein paar Grundregeln ist auch das „Eltern sein“ gut zu meistern.

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Von sp

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