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Die Lehrer als Erzieher – wohin steuern wir? Wie klagte Wilhelm Busch in einem seiner bekanntesten Werke bereits 1865:

Ach was muß man oft von bösen
Kindern hören oder lesen!
Wie zum Beispiel hier von diesen,
Welche Max und Moritz hießen.
Die, anstatt durch weise Lehren
Sich zum Guten zu bekehren,
Oftmals noch darüber lachten
Und sich heimlich lustig machten.
Ja, zur Übeltätigkeit,
Ja, dazu ist man bereit!
Menschen necken, Tiere quälen,
Äpfel, Birnen, Zwetschen stehlen
Das ist freilich angenehmer
Und dazu auch viel bequemer,
Als in Kirche oder Schule
Festzusitzen auf dem Stuhle.

Ist das Problem der schlecht erzogenen Kinder tatsächlich so alt, wie man hieraus entnehmen kann? Dazu ist es sicher notwendig, zu betrachten, wie Schule und Erziehung im 19. Jahrhundert funktionierten. Darauf möchte ich an dieser Stelle verzichten und verweise auf meinen Beitrag zu Kant und Humboldt.

Im Bezug auf meine Schule habe ich ein Thesenpapier entwickelt, was auf den beobachtbaren Zuständen basiert. Siehe auch hier.

Lehrer als Erzieher – Thesenpapier

Erarbeitung eines gemeinsamen Standpunktes zu den wesentlichen Erziehungszielen in den Jahrgängen 5 und 6

  • psychisch zurückgebliebenen Kinder identifizieren
    • aggressives, unsoziales Verhalten
    • ständiges Rückfragen (Sich-dumm-stellen)
    • Apathie
  • sich selbst vertrauen
    • Lehrer müssen ihre eigenen Ideen umsetzen
    • Bedingung: Lehrer bezieht die Kinder auf sich und führt
  • Kontakt zu den Kindern finden und halten
    • Kinder suchen Orientierung (nicht nur durch Noten)
    • Lob, aber auch eindeutiger Affekt
  • klare Anweisungen
    • keine „Pendelerziehung“
    • klare Regeln, eindeutige Reaktion auf Fehlverhalten
  • Unterricht ritualisieren und entschleunigen
    • gleiche Abläufe schaffen
    • wenig Hektik im Unterricht
  • gemeinsames Handeln
    • Lehrer sind keine Einzelkämpfer
    • kein Konkurrenzdenken
  • Schüler engmaschig begleiten und ihnen etwas abverlangen
    • Konzentration auf den Unterrichtsgegenstand
    • Frustration aushalten
    • lernbereit sein
    • Lehrer entscheidet -> Kinder erledigen die Aufträge (keine Auswahl, kein „vielleicht“)
    • weg von Checklisten!

Wird ein Kind jemals lernen, ein Musikinstrument zu spielen, weil ich es ihm ins Kinderzimmer gelegt habe?

Anleitung und Begleitung sind wichtiger als exekutive Maßnahmen, ohne letztere geht es allerdings nicht. Diese müssen aber im engen Kontext zur Lehrer-Schüler-Beziehung stehen. 

Um erfolgreich mit den psychisch wenig entwickelten Kindern arbeiten zu können, ist die erste Grundvoraussetzung, dass die Kinder auf das Lehrerverhalten reagieren und sich in die Gegebenheiten einfinden. Erziehung und Beziehungsarbeit gehen VOR Unterricht im Sinne von fachlichen Inhalten. 

Weg von der Idee des „Lernbegleiters“ hin zu einer pädagogischen Führung. 

Weg vom „autonomen Lernen“ hin zu strukturiertem Unterricht, der von der Persönlichkeit des Lehrers geprägt ist.

Meine persönlichen Erfahrungen in der Klasse 5

  • grundlegende Verhaltensregeln (wie reagiere ich in welcher Situation richtig) sind vielen Kindern unbekannt, was letztlich bedeutet, dass sie sich nicht übergriffig verhalten, sondern schlicht nicht wissen, was richtig und was falsch ist
  • Verbindlichkeit von Anweisungen Erwachsener wird nicht erkannt
    • fehlendes Arbeitsmaterial ist zwar häufig der Nachlässigkeit der Eltern geschuldet, aber dennoch besteht bei den Kindern kein Gefühl dafür, dass es sich nicht um ein „naja, vielleicht beim nächsten Mal“ handelt, sondern um eine wichtige Voraussetzung für den schulischen Erfolg
    • Arbeitsaufträge werden nicht als verbindlich und damit sofort auszuführen erkannt, sondern der Beliebigkeit anheim gestellt

In meinem Beitrag zum Scheitern der Grundschule habe ich bereits beschrieben, warum die Kinder aus meiner Sicht mit derart großen Defiziten bei uns ankommen.

Nun können wir ewig jammern und konstatieren, woran das alles liegt, aber weder den Kindern noch uns Pädagogen ist damit geholfen. Ehrlich gesagt finde ich es mittlerweile schwer erträglich, dass bei aller Analyse, zu der die Kolleginnen und Kollegen fähig sind, der echte Ruck, etwas zu ändern, gar nicht spürbar ist. Statt dessen wird immer wieder an den Folgen herumgedoktert, statt symptomatisch zu arbeiten.

Es gibt viele exogene Faktoren, die wir wenig bis gar nicht beeinflussen können. Demgegenüber stehen aber auch Faktoren, die sehr wohl im Rahmen unserer pädagogischen Freiheit beeinflussbar sind. Es macht Mühe, kostet Zeit und Geduld, enthält das Scheitern. Niemand hat die Weisheit mit Löffeln gegessen, aber alle haben eine moralische (und dienstliche) Verpflichtung, den Kindern gerecht zu werden.

Wir haben in den Schulen viele Lehrkräfte, die wirklich gut ausgebildet sind. Das ABER kenne ich auch und bin mir dessen bewusst. Die Ausbildung neuer Lehrerinnen und Lehrer ist leider mittlerweile ebenso defizitär, wie die Schule selbst. Nach meiner Überzeugung sollten nur die besten Absolventen der Universität an die Schulen kommen, dafür ist der Beruf des Lehrers aber viel zu unattraktiv (geworden). Wir befinden uns in einem Teufelkreis, aus dem es derzeit keinen Ausweg gibt bzw. zu geben scheint. Schule ist wegen des Bildungsmonopols untrennbar mit der Landespolitik verbunden, die sich derzeit mit ganz anderen Themen beschäftigt. Schule lief und läuft nebenher. Erst in Wahlkampfzeiten wird wieder „Brot und Spiele“ zelebriert, dann gerät die Schulpolitik wieder in den Fokus, um quasi Nanosekunden nach der Wahl wieder im Nirvana zu verschwinden.

Keine schöne Analyse, aber aus meiner Sicht leider die Wahrheit.

Lehrer als Erzieher – enfant perdu. Wobei der Bezug zu Heinrich Heine hier eher nicht zulässig ist.

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Von sp

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