Ich fasse in diesem Beitrag ein durchaus heißes Eisen an. Verhaltenskodex für Lehrer klingt zunächst, als wäre es eine starke Einschränkung der pädagogischen Freiheit.
In meinem Artikel zu den Aufgaben der Erprobungsstufe habe ich bereits ein paar Gedanken geäußert. Diese möchte ich nun ergänzen.
In den Kollegien der Schulen sollte es meiner Meinung nach eine lebhafte Diskussion zum Thema geben. Die Möglichkeiten, etwas zu ändern sind da und schulrechtlich gedeckt. Es geht seitens der Lehrer zwar auch um das Erkennen und Analysieren aber primär darum, daraus die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen.
Für mich ergeben sich daraus folgende Fragestellungen:
- Worin sehen wir Lehrer (unabhängig von schulpolitischen Vorgaben) unseren zentralen Auftrag? Auf welchen Konsens können wir uns ggf. einigen?
- Benötigen wir einen „Verhaltenskodex für Lehrer“?
- Was beinhaltet dieser dann?
- Wie gelangen wir zu einem Konsens im Rahmen dessen, was wir unter pädagogischer Freiheit verstehen?
- Was kann eventuell durch Schulleitung angeordnet werden?
- Wie ist er durchsetz- und überprüfbar?
- Sollten wir uns auf strukturelle Gemeinsamkeiten einigen?
- Sitzordnung, Ordnung im Klassenraum
- Bewegungspausen
- Gestaltung des Nachmittagsunterrichts
- Wie gehen wir künftig mit Fehlverhalten um?
- Zuständigkeit
- Maßnahmen
- Aufgaben der Schulsozialarbeit
- Rolle des Lehrers
Es gibt viele Aspekte, die ineinandergreifen, so dass einige der o. g. Fragen letztlich nur die „Beleuchtung“ der Probleme aus verschiedenen Richtungen darstellen. Wir müssen uns die Frage stellen, ob wir weiter Beobachter und Fachleute im Identifizieren der Probleme sein wollen oder ob es Möglichkeiten gibt, die Probleme anzugehen. Das permanente „Mit-dem-Finger-auf-andere-zeigen“ nützt nichts. Dass Elternhäuser, Freizeitverhalten, Nutzung digitaler Medien und Geräte so sind, wie sie sind, sind exogene Faktoren, an denen wir grundsätzlich nichts ändern können. Also macht es auch keinen Sinn, sich immer wieder darüber zu beklagen. Wir können nur Dinge ändern, die in unserer Gestaltungshoheit liegen!
Lehrkräfte müssen sich darüber bewusst sein bzw. wieder werden, dass sie keine reinen Vermittler von Wissen sind. Bildung ist ein ganzheitlicher Prozess, der auf der Beziehung zwischen Lehrer und Schüler basiert. Die Erwachsenen sind die Vorbilder und Erzieher, die den Kindern den Rahmen schaffen, in dem sie sich sicher bewegen können. Erst dann macht Bildung im Sinne von Wissensvermittlung überhaupt Sinn.
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