KI - Fluch oder Segen
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Ist die Nutzung von KI Fluch oder Segen? Ich möchte versuchen, aus Sicht des Lehrers eine Antwort zu finden.

Eine Studie des MIT – genauer des MIT Media Lab – hat belegt, dass die Nutzung von KI dümmer macht. Da ist keine Rede von „digitaler Intelligenz“. Die Untersuchung ergab, dass Probanden, die regelmäßig mit KI arbeiten, mehrheitlich (83 %) nicht in der Lage waren, direkt nach der Abgabe eines Textes dessen Inhalt wiederzugeben. Der Versuch, danach ohne KI zu schrieben, fiel deutlich schlechter aus als bei den Probanden, die nicht mit einer KI gearbeitet hatten.

Kurz: Wer heute nicht denkt, ist morgen verblödet. Klingt hart, aber die Studie belegt dies sehr eindrucksvoll.

https://arxiv.org/pdf/2506.08872v1



Nicht, dass mich dieses Ergebnis verwundert, selbst ohne Studie wissen wir alle, dass man sich Wissen erarbeiten muss. Die repetitive Wiedergabe von bereits „Durchgekautem“ erzeugt keine neuronalen Verknüpfungen (laut Studie fiel deren Zahl um 47 %). Das Erarbeiten fällt weg, obwohl es das Wesen des Lernens ist.

Ich kann die Diskussionen um den Einsatz von KI im Unterricht nicht wirklich nachvollziehen. Tabletklassen und Künstliche Intelligenz – Halleluja!

Statt dessen schlage ich vor, die digitalen Endgeräte weitgehend aus dem Unterricht zu verbannen. Der gezielte Einsatz in kurzen Phasen des Unterrichts kann sinnvoll sein, ein Ersatz ist es keinesfalls.

Das „Sich-quälen“ ist in den Schulen – und nicht nur da – einem überbordenden Hedonismus gewichen. Lernen ist nicht immer „schön“ oder macht Spaß, es sei denn, man vermittelt den Kindern, dass der lange steinige Weg des Lernens zu einem Ziel führt, was wiederum als Freude wahrgenommen wird.

Dazu brauchen wir allerdings ein völlig anders Schulsystem, welches den Leistungsgedanken wieder in den Fokus stellt. Dabei rede ich nicht von gegliedert oder nicht, 13 Jahren Gymnasium oder 12 oder ähnlich sinnlosen Debatten. Ich rede von „Ohne Fleiß kein Preis“ oder „Von der Hand in den Kopf“.

Dazu braucht es aber viele „Mitspieler“:

  • Politiker, die nicht nur das nächste Wahlergebnis im Sinn haben
  • Lehrer, die sich dieser Aufgabe stellen
  • Eltern, die ihren Kindern den Sinn von Schule positiv nahebringen

Politiker kennen die Schule oft nur aus eigenem Erleben als Schüler oder aus dem ihrer Kinder. Die Lehrer werden meist gar nicht gefragt, die kennen sich in der Schule schließlich nicht aus. Hinzu kommen Bildungsforscher und Didaktiker, die sich scheinbar ein Denkmal setzen wollen. Wenn nun noch OECD, WEF oder die Bertelsmann-Stiftung mitmischen, ist der Brei komplett, nur leider nicht im Sinne unserer Kinder.

Schauen wir auf die Lehrer. Motiviert und den Kindern zugewandt sind sehr häufig zu beobachtende Eigenschaften. Nur so ist erklärbar, dass o. g. Politiker derart mit Lehrern umspringen können. Am Ende kümmern sie sich um die Kinder – klappt immer. Dennoch müssen wir Lehrer uns langsam fragen, wie lange wir dieses kaputte System weiter mit unserer Kraft und Motivation tragen wollen.

Die Eltern – so erfahre ich des öfteren – sind zwiegespalten. Es gibt viele, die die Lehrer in ihrer Arbeit unterstützen und unsere Probleme wahrnehmen. Leider wächst der Teil – insbesondere in meiner Schule – dem Schule so ziemlich egal ist. Das geht bis hin zu kontraproduktivem Verhalten. Das Bild des Lehrers in der Öffentlichkeit scheint mir ordentlich ramponiert.

Zurück zur KI: Vor allem – und das gilt für alle Genannten – braucht es ein Problembewusstsein, was ich teilweise bis vollständig vermisse.

KI – Fluch oder Segen? Im Sinne der Bildung unserer Kinder wohl eher ersteres.

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Von sp

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